eLearning & eTeaching -
Neue Mittel finden, nutzen und andere Wege gehen

Alter Wein in neuen Schläuchen? Überbewertet und viel heiße Luft? Warum alles anders machen, wenn die gute, alte Tafel doch so nah ist?

Das haben wir uns auch gefragt. Na gut, vielleicht nicht ganz, denn durch das Erasmus+ Projekt DesignSTEM sind wir spätestens seit 2016 mit dem Thema intensiv konfrontiert. In den eigenen Unterricht eingebaut hatten wir die vielen Möglichkeiten des eLearnings noch nicht in vollem Umfang. Sicher, im Schulalltag arbeiten wir selbstverständlich in Computerräumen, unsere Schülerinnen und Schüler nutzen spezielle Software und das Internet, aber ist das schon eLearning?

Deshalb nahmen wir an einer Fortbildung des Landes Hessen in Kooperation mit der Goethe Universität Frankfurt und studiumdigitale zum Thema WLAN im Unterricht teil. Ein Kernpunkt war unter anderem die sinnvolle Integration von Internetnutzung im eigenen Unterricht, außer schnöder Recherche-Arbeit über Wikipedia, die nicht nur Schülerinnen und Schüler sondern auch Lehrkräfte langweilt. Geht da noch mehr?

Bereits nach dem ersten Workshop konnten wir das mit einem eindeutigen »JA« beantworten. Schlagworte wie Gamification und Blended Learning spielen eine große Rolle und bieten die Chance, Schülerinnen und Schüler in ihrem Alltag abzuholen, zu aktivieren, ihre Selbstständigkeit zu fördern und darüber hinaus auch differenzierte Lernangebote zu erstellen.

Besondere Herausforderungen und Lösungsansätze

Die Corona-Krise stellt das Bildungssystem auf eine harte Probe. So stehen Schulen und das Schulsystem allgemein vor verschiedenen Herausforderungen. Mögliche Lösungswege sind derzeit noch nicht immer klar und da sich die Situation nach wie vor dynamisch verändert, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, was die Zukunft bringen wird. Klar ist jedoch, dass die eingetretenen Pfade der letzten Jahrzehnte verlassen werden müssen, um tragfähige Lehr-Lern-Konzepte in Krisenzeiten – und auch danach – zu ermöglichen. Genau hier liegen Chancen, nun etwas Neues zu schaffen, was unter normalen Bedingungen länger dauern oder gar ganz unterbleiben würde.

Es geht vielen Schulen und Lehrenden aktuell um pragmatische Lösungsansätze, die flexibel genug sind, um auf verschiedene Bedürfnisse und Situationen einzugehen:

  • Möglichst viele Kolleginnen und Kollegen erreichen und einbinden
  • Motivation, Mehrwert, Potenziale, Einstieg, langfristige Nutzung auch nach der Pandemie
  • Hohe Skalierbarkeit (niedrigschwelliger Einstieg bis hin zu Möglichkeiten für komplexe Szenarien sowohl für Lernende als auch für Lehrende)
  • Abbildung von verschiedensten Lehr-Lern-Situationen
  • Berücksichtigung von Kosten sowie Datenschutz- und Sicherheitsrichtlinien
  • ...

Je nach Situation bieten unterschiedliche Modelle verschiedene Vor- bzw. Nachteile. Hier ein kurzer Überblick verschiedener Strukturen, die im eTeaching eingesetzt werden können:


1. Anreicherung

Zusätzlich zu den Präsenz-Unterrichten werden begleitende Materialien online angeboten (z.B. Unterrichtsmaterial und Arbeitsblätter als PDF, Linksammlungen zu Tutorials, Erklärvideos, weiterführende Literatur...)


2. Blended Learning

Während der Onlinephase: Aufgabenbearbeitung, Kommunikation und Kooperation für die Vorbereitung auf die nächste Präsenzphase.


3. Inverted Classroom

Die Kommunikation erfolgt hauptsächlich in der vorbereitenden Onlinephase. Die Vermittlung der Inhalte, die Aufgabenbearbeitung, z.B. durch kooperatives Arbeiten der Lernenden, die Betreuung durch die Lehrkraft in Form von z.B. Chats, Videokonferenzen und Webinaren erfolgt online. Während der kürzeren Präsenzphase können direkte Abstimmungen, Präsentationen oder Leistungsnachweise erfolgen, die anderweitig nicht, oder nur schwer, umsetzbar wären.


4. E-Prüfung

Die Präsenz dient hauptsächlich der Legitimation. Die Aufgabenbearbeitung erfolgt häufig autodidaktisch mittels Online-Kursen. Am Ende wird eine E-Prüfung abgelegt.


5. Reines eTeaching (virtualisiert)

In diesem Modell findet Lernen und Austausch ausschließlich auf digitalen Kanälen statt. Präsenzphasen sind rein optional. Wichtig bei dieser Struktur ist die Unterteilung in logische Abschnitte, bei denen die Lernenden zu bestimmten Terminen auf einem bestimmten Stand sind. Diese Meilensteine können, wie im klassischen Präsenz-Unterricht, Abgaben von bearbeiteten Aufgaben, die Einreichung von Ergebnissen, E-Prüfungen oder Feedbackgespräche sein.


Funktionen und Kriterien für eLearning-Werkzeuge

Um verschiedene Lehr-Lern-Situationen sinnvoll abzudecken, werden eine Reihe von Funktionen benötigt. Bietet ein Online-Werkzeug nicht alle Funktionen, scheidet es nicht zwangsläufig aus, da es nicht notwendig immer alle Bereiche zu erfüllen gilt. Je mehr Kriterien ein Tool erfüllt, umso mächtiger ist es, allerdings steigt mit dem Komplexitätsgrad auch häufig die Hürde für einen niederschwelligen Einstieg. Viele der hier beispielhaft genannten Werkzeuge sind kostenfrei oder bieten zumindest kostenlose Grundfunktionen. Alle Werkzeuge sollen lediglich zur Veranschaulichung dienen. Da Bildung Ländersache ist, gelten bundesweit keine einheitlichen Regelungen zum rechtlich konformen Einsatz. Unabhängig davon lassen sich folgende grundlegenden Funktionen zusammenfassen, die sich sinnvoll in eTeaching-Szenarien einsetzen lassen.

  • Organisationsmöglichkeit der Zusammenarbeit
    Werkzeuge zum Erstellen und Verwalten von Zeitplänen, Meilensteinen, Fristen, Teams/Gruppen, Verantwortlichkeiten. Diese Werkzeuge richten sich eher an Teams aus dem Bereich der Bildungsverwaltung, Lehrende und fortgeschrittene Lernende.
    Beispiele: Allex.ai (früher RPlan), Microsoft Teams (oft als Teil von Office 365), Trello

  • Cloudspeicher
    Zentraler Onlinespeicher zur Bereitstellung von Inhalten. Möglichkeit zum Passwortschutz und Einrichten von verschiedenen Zugriffsrechten (lesen, schreiben, verändern, löschen) sind essentiell.
    Beispiele: Dropbox, Google Drive, Nextcloud

  • Kollaboratives Arbeiten
    Gemeinsames und zeitgleiches Arbeiten von verschiedenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an gleichen Dokumenten. Nachverfolgbarkeit der Änderungen durch automatische Versionierung ist wünschenswert.
    Beispiele: Google Docs, Nextcloud, Office 365, Padlet

  • Feedback-Kanäle
    Möglichkeit für gegenseitigen Kontakt für Lehrende und Lernende in verschiedenen Konstellationen (Lehrende untereinander, Lehrende mit Lernenden, Lernende untereinander). Je nach Anwendungsszenario kann eine 1:n-Verbindung (z.B. Videostream von einer Lehrkraft an viele Lernende) oder eine 1:1-Verbindung (individuelles Gespräch zwischen Lehrkraft und SoS) erforderlich sein. Mögliche Umsetzungsformen sind z.B. Text-, Voice- und Videochats (inkl. Screensharing). Auch Foren und Boards bieten hierbei sinnvolle M%ouml;glichkeiten, um Ergebnisse zu kommentieren. Für schulische Belange sind Breakout-Rooms sinnvoll.
    Beispiele (mit verschiedenen Schwerpunkten): Discord, Padlet, Skype, Microsoft Teams (oft als Teil von Office 365), verschiedene Messenger (nach heise.de und dem Einsatz in Baden-Württemberg sind u.A. Signal und Threema empfehlenswert), Zoom

  • Bewertungmöglichkeiten
    Neben den klassischen Möglichkeiten, die jeder Lehrkraft weiterhin zur Verfügung stehen (auch via Online-Tools), gibt es Optionen zur Online-Leistungserfassung und –bewertung. Allerdings sind die Hürden an dieser Stelle besonders hoch, was sowohl Datenschutz- und Datensicherheit als auch Schutz vor Täuschungsversuchen angeht.
    Beispiel: exammi

  • Neben diesen Einzelwerkzeugen exisitieren verschiedene Lern-Management-Systeme (LMS).
    Vorteile dieser LMS ist die beinahe vollständige Integration der wesentlichen Funktionen auf einer Plattform. Nachteilig ist meist eine hohe bis sehr hohe Einarbeitungszeit und mitunter komplexe Administration des LMS selbst.
    Beispiele: Ilias, Itslearning